Baobab’s lästerliche Zunge

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Angelehnt an eine Geschichte, die sich Shona-sprechende Simbabwer erzählen:

Als Gott die Erde erschuf, war der Baobab eine der ersten Pflanzen, die sich in Afrika verbreitet hat. Er war ein üppiger, schöner, attraktiver Baum und groß gewachsen – ein Referenzpunkt in den Savannen und Orientierungshilfe für Viele. Zudem bot er Nahrung, Fasern und Medizin.

Obwohl von Gott über alles geliebt, lebte in seinem Inneren eine dunkle Seite: der Baum konnte sehr ungezogen und laut sein. Alle ließ er an seiner Meinung teilhaben – ob sie wollten oder nicht.

Eines Tages bemerkte er zu seinem Schöpfer über das Aussehen des Zebras: „es sieht so hässlich aus – warum hast du das getan?“ Die Hyäne und den Sattelstorch verschonte er ebenfalls nicht. Seine böse Zunge entwickelte sich zu einer gehässigen Angewohnheit. Jedes Mal, wenn ein neues Lebewesen erschaffen wurde, musste der Baobab seinen Kommentar dazu abgeben.

Lautstark verkündete er seine Meinung, dass keiner ihn überhören konnte. Eines Tages jedoch bekam der Baobab seine Quittung. Der Schöpfer hielt die Kommentare nicht mehr aus, verlor die Geduld und riss den Baobab aus der Erde. Er wollte ihn nicht ganz aufgeben und zusehen wie er zugrunde ging. Deshalb steckte er ihn einfach kopfüber in die Erde – das weitläufige Wurzelwerk gen Himmel gereckt. So kam der Baobab zu seiner gegenwärtigen Form. Seine Kommentare waren nie wieder zu hören.

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