Im nördlichen Teil des Krüger Nationalparks in der Makuleke Concession leben prächtige Baobabs, die in Deutschland auch als Affenbrotbäume bekannt sind. Hans-Jürgen Keck, passionierter Fotograf, Foto-Coach und Afrika-Liebhaber nahm 2014 an einem Safari Tour Guide Training von Eco Training in Südafrika teil. Zahlreiche Exkursionen führten die Teilnehmenden in das geschützte und nicht öffentlich zugängliche Gebiet zu faszinierenden Baobab-Standorten. “Ich habe noch nie so viele Baobabs an einem Ort gesehen” erzählt der Fotograf begeistert. Lebhaft schildert er die Wirkung der Bäume im wechselnden Licht – das für Fotografen so wichtig ist. Besonders beeindruckt haben ihn die Baobabs in der Abendsonne, denn sie schienen regelrecht zu glühen.
Baobabs sind Orientierungshelfer
Die Gruppe nutzte verschiedene Baobabs als Treffpunkt und Ausgangspunkt für ihre Ausflüge zu Fuß in den Busch, so genannte Bushwalks. Am Baobab setzte man sich gerne in den Schatten, ruhte oder tauschte Erfahrungen aus. Baobabs werden dank ihrer ausgezeichneten Sichtbarkeit und ihrer einzigartigen Formen seit tausenden von Jahren gerne als Orientierungshilfe genutzt. Jeder Baum sieht anders aus und hat besondere Merkmale. So lässt er sich leicht von anderen Bäumen unterscheiden und als Treffpunkt gut beschreiben. Die Eco-Training Gruppe lernte, Spuren und Zeichen um die Bäume richtig zu deuten. Angefressene Rinde oder abgebrochene Äste lassen auf den Besuch von Elefanten schließen. Anhand der Fußabdrücke und Elefantendung kann man feststellen, wann die Tiere am Baum vorbeigekommen sind.
Besonders gegen Ende der Trockenzeit, wenn im Lebensraum der Baobabs das Wasser knapp ist, sieht man dort viele Elefantenspuren. Die Tiere kauen auf Ästen und Rindenstücken, um so an Wasser und Nährstoffe zu kommen. Bis zu einem erstaunlichen Ausmaß können Baobabs diese Eingriffe überleben. Unter einem der Giganten fanden die Safari-Guides sogar ein Elefantenskelett. Ein sicheres Zeichen dafür, dass die Dickhäuter immer wieder an diesen Ort zurück kehren. Von Elefanten weiss man, dass sie Skelette von Artgenossen auf ihren Wanderungen aufsuchen, an ihnen riechen und einzelne Knochen bewegen.
Phantastischer Sonnenuntergang mit phänomenaler Baobab-Kulisse
Auf einem der Bushwalks hatte die Gruppe ein besonders beeindruckendes Erlebnis. Sie bewegten sich auf einem Grat mit ausgezeichneter Sicht über die endlos scheinende Weite der Buschlandschaft. Aus einem Wäldchen mit Fieberbäumen kam eine Herde Elefanten auf sie zu. Von ihrem Standort aus konnten sie die Tiere gut beobachten. An diesem Ort leben auch sehr große Baobabs. Einige der Riesen waren sogar fast kreisförmig angeordnet. Umgeben von überwältigend schöner Natur, die Elefanten im Blick, erlebte die Gruppe einen atemberaubenden Sonnenuntergang. Auf dem Rückweg, den sie leise und langsam beschritten, kamen sie ganz nah an den Elefanten vorbei. “Was besseres kann man sich gar nicht vorstellen” schwärmt Keck auch heute noch. In Anwesenheit wilder Tiere kann man nie genau wissen, was im nächsten Moment geschieht. Man erlebt die Situation sehr bewußt, achtet genau darauf, was sich entwickelt. Wachsam war die Gruppe und gleichzeitig ergriffen von der Schönheit der Natur. Es war ganz still – keiner wollte reden. “Für mich gibt es nichts Schöneres, als zu Fuß im Busch unterwegs zu sein”, so rundet der Afrika-Fan diese Erinnerung ab.
Aasgeruch und Schönheit
Das Foto der trockenen Baobab-Blüte entstand auf einer Exkursion im Tuli-Block in Botswana, mehrere Autostunden vom Basis-Camp entfernt. Zum Zeitpunkt des Besuchs blühten gerade die Baobabs. Eine einzelne Blüte blüht nur für einen Tag. Gegen Nachmittag öffnet sie sich und verströmt ihren für menschliche Nasen unangenehmen Aasgeruch. Fledermäuse, Bushbabys und Motten sind Fans der Blüten. Durch ihren Kontakt nehmen sie Pollen auf und helfen dem Baobab bei der Bestäubung. Mit etwas Glück, so Keck, kann man nachts im Licht einer Taschenlampe ganze Schwärme von Fledermäusen an den Bäumen beobachten. Am nächsten Tag wird die Blüte schnell welk und fällt ab.
Die Kursleiter erzählten auf den Wanderungen viel Wissenswertes über Baobabs. Junge Bäume beispielsweise unterscheiden sich in ihrem Aussehen vollkommen von alten Artgenossen. Die jungen Baobabs treiben rasch aus – meist einen langen, dünnen und ganz geraden Stamm, mit Ästen, die schräg nach oben zeiten. Der Stamm wächst schnell in die Höhe, um seine Blätter vor Befrass zu schützen. Ihre typische Form bilden die Bäume erst nach vielen Jahren aus. Dann formen sich in Stamm und Ästen Hohlräume, die auch von Menschen gerne als Wasserspeicher genutzt werden. Das Holz der Baobabs ist nicht mit dem Holz anderer Bäume, wie beispielsweise Buchen oder Eichen, vergleichbar. Es besteht hauptsächlich aus Fasern – eher wie Schilf – und ist federleicht. Vor allem in den Fasern speichern Baobabs ihre Wasservorräte. Sie sind Flachwurzler und daher auf Oberflächenwasser angewiesen. Während der Regenphasen müssen sie in kurzer Zeit so viel Wasser wie möglich aufnehmen und speichern. Ihre flachen Wurzeln machen die Bäume anfällig für heftige Stürme. Fällt einer um oder stirbt aus anderen Gründen ab, verrottet er innerhalb kürzester Zeit. Unzählige Lebenwesen, hauptsächlich Insekten, recyceln den Giganten – übrig bleibt dann nur ein großer Haufen Staub. Auch einen toten Baobab erkundet die Gruppe.
Die schwarze Mamba lädt ein
Die Riesen laden meist nicht nur zur Rast sondern auch zu einer kleinen Klettertour ein. Das will gut überlegt sein. Zum Einen schadet es der Rinde. Die Bäume sind ohnehin harten Umwelteinflüssen ausgesetzt – da braucht es nicht die Verletzung durch Kletterversuche. In manchen Ländern ist das Klettern auf Baobabs sogar verboten. Zum Anderen ist die Rinde sehr glatt – selbst wenn der Aufstieg gelingt, kann es mit dem Herunterkommen schwierig werden, wie eine der Kursteilnehmerinnen erfahren musste. Ohne Hilfe aus der Gruppe wäre sie nicht mehr vom Baum gekommen. Baobabs sind ausserdem beliebte Wohnstätten der schwarzen Mamba, einer hochgiftigen Schlange, die bevorzugt in den vielen Höhlen und Nischen der Bäume lebt. Der Biss der Schlage ist ohne Behandlung tödlich. Besonders tückisch ist, dass sie sich auf ihre “Opfer” von Ästen herunterfallen lässt. Man sollte sich also die Umgebung sorgfältig ansehen, bevor man es sich im Schatten unter einem Baum gemütlich macht – oder aller Argumente zum Trotz doch eine Klettertour unternimmt.
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