Ich treffe Katinka Musavaya auf meiner Projektreise zu Fairtrade-zertifizierten Baobab-Produzenten in Harare, Simbabwe. Sie ist für die Firma Organic Africa unter anderem für Baobab Zertifizierung in Bioqualität und Fairtrade zuständig. Ursprünglich stammt sie aus Deutschland, hat aber als Kind mit ihren Eltern fünf Jahre in Simbabwe gelebt und dabei ihr Herz an dieses Land verloren.
Auch nach der Rückkehr nach Deutschland hat sie Kontakt gehalten. Nach dem Abitur verbrachte sie ein Jahr in Simbabwe, um herauszufinden, welchen Berufsweg sie einschlagen könnte. Später lernte sie ihren Mann in Simbabwe kennen. 2008 reiste sie nach ihrem Studium der Landwirtschaft an der Universität Hohenheim mit ihrer Familie nach Simbabwe aus und lebt seitdem in Harare.
Zertifizierung von Produkten ist spannend
Zunächst hat sie für eine Organisation als „Büromädchen für alles“ angefangen. Für Berichte und Finanzen war sie zuständig – fand aber Monitoring und Evaluierung und die Zertifizierung von Produkten wesentlich spannender. Also hat sie sich in Zertifizierungsstandards eingearbeitet und ist heute für das interne Kontrollsystem ihrer Firma zuständig.
Vor drei Jahren wurden in ihrer Firma etwa 40.000 Hektar Baobab-Gebiet in Bioqualität zertifiziert. 2014 kam noch die Fairtrade-Zertifizierung von 20.000 Hektar bereits bio-zertifiziertem Baobab-Gebiets dazu.
Baobab Früchte sind Wildsammlungen
Baobab Früchte wachsen auf Bäumen als Wildsammlungen und nicht auf Plantagen. Die Früchte fallen von den Bäumen, sobald sie reif sind. Sie werden von Sammlerinnen aufgelesen, von Firmen abgeholt und in die Städte transportiert. Die Baobab-Sammlerinnen sind heute aufgrund der verschiedenen Zertifizierungen in Kooperativen organisiert.
Bio – nachweisen, was man nicht tut
Als Hersteller von Bio-Produkten muss man nachweisen, was man „nicht“ tut. Beispielsweise dürfen keine Pflanzenschutzmittel oder Pestizide eingesetzt werden. Die Früchte des Baobab sind als Wildsammlungen häufig von Natur aus in „Bio“. Die Krux bei biozertifizierten Baobab Früchten ist die Lagerung. Die Früchte dürfen im Lager nicht zusammen mit anderen Früchten aus konventioneller Herstellung gelagert werden.
Zu Beginn der Baobab-Aktivitäten war daher viel Aufklärungsarbeit bei den Sammlerinnen nötig. Die strikte Trennung zwischen konventioneller Produktion und Bio-Produktion musste eingehalten werden. Alle wurden zudem in „sustainable harvesting“ – also nachhaltigen Ernteverfahren trainiert und bekamen Verträge.
Berater in den ländlichen Sammelgebieten sorgen dafür, dass die Sammler auf dem neuesten Informationsstand sind. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, den Ankauf und Transport der Baobab Früchte zu organisieren.
Regelmässige Kontrollen und Risikoanalysen sind wichtig
Alljährlich führt die Firma eine Risikoanalyse durch. Dabei wird ermittelt, wie hoch das Risiko der Vermischung konventioneller mit Bio-Produktion ist. Genauso wichtig ist dabei die Untersuchung möglicher Kontaminierungsquellen.
Baobab-Pulver ist ein natürliches Produkt, das keine weitere Verarbeitung benötigt. Es wird in Ernte-reifem Zustand aus den Früchten entnommen und kann direkt für die weitere Vermarktung verpackt werden. Dabei sind hohe Hygienestandards wichtig, um Verunreinigungen zu vermeiden.
Einmal pro Jahr erfolgt eine interne Inspektion – die Sammelgebiete werden aufgesucht, die Lagergebäude inspiziert. Ebenfalls einmal pro Jahr findet eine externe Evaluierung durch den Bio-Zertifizierer statt. Dieser nimmt das Kontrollsystem unter die Lupe und nimmt Stichproben im Feld. Eine Zertifizierung wird jeweils für das kommende Jahr erteilt.
Baobab = Brokkoli?
Im Verlauf unseres Gesprächs frage ich Katinka nach einer Geschichte zum Baobab, an die sie sich aus ihrer Kindheit erinnert. Sie erzählt, dass sie erst anfing, Brokkoli zu essen, als ihre Eltern ihr sagten, dass es sich bei diesem Gemüse um kleine Baobabs handelt. Eine gewisse Ähnlichkeit in der Form ist erkennbar und als Kind hat sie die Erklärung „geschluckt“.
Zum Abschluss teilt sie eine weitere Geschichte – die sie von ihrem Mann gehört hat – mit mir. Sie handelt vom Baobab und warum er so aussieht, wie er aussieht.
Die Erschaffung des Baobab – eine Shona-Geschichte
Als Gott die Erde erschuf, war der Baobab eine der ersten Kreaturen, die geschaffen wurden. Er war ein schöner üppiger Baum. Aber er war auch ungezogen und sehr laut. Der Baum kommentierte das Aussehen des Zebras „es ist so hässlich – warum hast du es so erschaffen?“. Der Baobab fuhr so lange in dieser Art fort, bis der Schöpfer ihn aus der Erde riss und ihn Kopfüber in die Erde steckte.