Der vorletzte Tag meines “Abenteuer Wildnis” in Mashatu, einem bezaubernden Schutzgebiet im Northern Tuli Game Reserve in Botswana ist angebrochen. Wir machen uns mit unserem Naturführer Lazarus Moalosi auf den Weg zum letzten “Nature Walk”. Er führt uns an den Fuß von Mmamagwa, einer Felsformation mit archaischem Flair. Auf ihr thront ein uralter Baobab, auf dessen Rinde sich schon Cecil Rhodes verewigt haben soll.
Kaum haben wir ein paar hundert Meter zurück gelegt, da hält Lazarus an. In unmittelbarer Nähe schrecken Frankoline auf und stoßen Warnrufe aus. Das verspricht, aufregend zu werden. Wir stellen uns in einer Reihe nebeneinander auf, die Ferngläser an den Augen. Die Spannung ist fast greifbar, jeder möchte der erste sein, der die Szene entschlüsselt. Wir vermuten in den Felsen einen Leoparden – das Gelände jedenfalls wäre eine ausgezeichnete Umgebung für diese Jäger.
Und tatsächlich, auf einem runden, großen Felsen, schön exponiert, ruht eine Leopardin. So ein Glück! Keine fünf Minuten später sichtet Marnus, das Adlerauge unserer Gruppe, einen weiteren Leoparden. Er ruht einige Meter unterhalb der Stelle, an der wir das weibliche Tier gesehen hatten. Das Männchen ist deutlich größer, sein Fell ist grau gefärbt. Langsam und ruhig bewegen wir uns zum Hang gegenüber und lassen uns auf ein paar Felsen nieder.
Die Leoparden lassen sich durch uns nicht stören. Nach einiger Zeit bewegt sich die Leopardin an den Felsen entlang. Sie streift durch dichtes Gebüsch. Immer wieder entzieht sie sich unseren Blicken, nur um ein paar Augenblicke später wieder aufzutauchen. Am dicken, vernarbten Stamm eines uralten Baobabs hält sie an. Das größte der Gefühle wäre für mich, wenn sie hochklettern würde, um sich auf einem der massigen Äste auszuruhen. Doch den Gefallen tut sie uns heute nicht.
Später setze ich mich mit Lazarus in den Schatten bei der Feuerstelle im Camp von EcoTraining. Er erzählt mir, dass er aus Bobonong, einer Kleinstadt etwa 90 Kilometer westlich vom Mashatu Game Reserve, kommt. Er wuchs auf der Farm seiner Familie auf. Sie hielten Rinder, Schafe, Ziegen und bauten Getreide an. Während seiner Schulzeit half er in der Ferienzeit auf der Farm. Nach dem Abschluss seiner Schulausbildung plante er, auch in die Landwirtschaft einzusteigen. Doch entdeckte er seine Leidenschaft für wilde Tiere und überlegte es sich anders. Er belegte Kurse im Tourismus- und Businessmanagement und arbeitete zunächst in Maun, später in verschiedenen Camps und Lodges im Okavangodelta, bis er schließlich bei EcoTraining Ausbilder für Naturführer wurde.
Wie war das mit den Baobabs in seinem Leben?
“Der Baobab heißt bei uns ‘Baum des Lebens'” erzählt Lazarus. Als Junge schüttelte er mit seinen Freunden Früchte vom Baum. Sie entnahmen der harten Schale das Fruchtpulver und mischten daraus mit Milch ein erfrischendes Getränk. Über Nacht vergor es zu einer Art Joghurt, den sie ebenfalls gerne aßen. Seine Mutter nutzte das Pulver auch als Backtriebmittel, damit der Brotteig schön aufging. Auch zum Spülen von Geschirr verwendeten sie Baobab. Besonders gut eignet sich die Asche verbrannter Fruchtschalen dafür. Baobabs – vor allem die Früchte – sind auch für die traditionelle Medizin wichtig, denn sie haben einen hohen Gehalt an Vitamin C. Lazarus erinnert sich, dass man in Botswana gerne Baobabpulver in Wasser auflöst und trinkt, wenn man erkältet ist.
Eine Geschichte vom Baobab, dem Lebensbaum
Auch von der Geschichte vom Baobab und der Hyäne hat er gehört. Ihr zufolge bekam die Hyäne einen Baobab. Sie wurde ärgerlich, weil sie bei der Auswahl nicht mitentscheiden durfte. Deshalb pflanzte sie den kleinen Baum verkehrt herum in die Erde. Deshalb ist der Baobab auch als “upside down tree” bekannt.