Baobabs und die Angst vor Geistern

Baobabs sind in Sambia weit verbreitet, traditionell geschützt und spielten eine große Rolle im animistischen Glauben an Geister. Sie wachsen vor allem entlang des Sambesi und am Luangwa. Manfred Schumacher erzählte mir die Geschichte vom Baobab, dem es trotzdem in Maamba in der Südprovinz an den Kragen ging. Schumacher hat mehrere Jahre in Sambia und Simbabwe gelebt. Ihn verbinden mit der Region auch heute noch alte Freundschaften und sein Importgeschäft mit Kunsthandwerk. Maamba liegt am Sambesi und ist bekannt durch den Steinkohleabbau. Zugleich ist es der heißeste Ort in Sambia – die Temperaturen klettern auf bis zu 45 Grad Celsius im Sommer.

Der Baobab in dieser Geschichte hatte einen Durchmesser von etwa 1,5 Metern, war geschätzte 500 Jahre alt und somit lange vor dem Haus da, neben dem er stand. Der Bauherr hatte es ganz dicht am Baum errichtet. Eines Tages verkaufte er das Haus. Der neue Eigentümer, ein Kaufmann, war über die Nähe des Giganten zum Haus nicht erfreut und wollte ihn loswerden.

Das ist ungewöhnlich, denn Baobabs waren geschützt, gefürchtet und gleichzeitig geschätzt – sie durften nicht einfach abgeholzt werden. Zum einen hing das eng zusammen mit einem in ländlichen Gebieten weit verbreiteten Glauben an Geister. Von Baobabs glaubte man, dass sie als deren Wohnort dienten. Die Geister wollte man auf keinen Fall erzürnen, denn das konnte sich negativ auf Leib und Leben auswirken. Zum anderen nutzten die Menschen verschiedene Bestandteile der Bäume, beispielsweise Blätter, Früchte, Samen, Rinde und Wurzeln. Neben dem Geisterglauben deutete man nachtaktive Eulen als schlechtes Omen. Sie nutzen Baobabs sehr gerne tagsüber als „hang out“, Versteck oder Nistplatz. Vor allem ältere und damit meist ausgesprochen große Exemplare sind bei den Vögeln beliebt. Die Bäume bieten einen guten Ausgangspunkt für die Jagd auf Beutetiere, weisen viele Nischen und Höhlen auf und werden daher gerne angeflogen.

Aller Vernunft zum Trotz war dem neuen Eigentümer des Hauses die Nähe des alten Riesen mit seinen Geistern und dem schlechten Omen nicht geheuer. Über einen längeren Zeitraum verletzte und traktierte er den Baum an der Rinde, bis dieser sich nicht mehr erholte und als Folge davon auch keine Blätter mehr austrieb. Das diente dem Kaufmann als Argument, um den Baobab zu fällen. Als Schumacher den Baum entdeckte, lag dieser schon mit halb aus der Erde gerissenen Wurzeln am Boden. Die Angst des Hauseigners vor Geistern und negativen Vorzeichen hatte den stämmigen Methusalem letztendlich zur Strecke gebracht.

Manfred_Schumacher, Baobab, Maamba

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