Baobab Samen liegen eingebettet in die cremefarbene Fruchtpulpe und die rotbraunen Fasern in der harten Fruchtschale. Damit man Pulpe, Fasern und Samen entnehmen kann, muss die Schale zuvor manuell aufgebrochen werden. Die Samen trennt man durch Sieben vom Fruchtpulver und den Fasern. In einem nächsten Arbeitsschritt wäscht man sie und lässt sie in der Sonne trocknen.
Harte Schale, wertvoller Kern
Die Samenschale misst etwa 0,1 Millimeter und ist damit relativ dick. Daher ist es gar nicht einfach, an den Samenkern zu kommen. Traditionell hat man die Samen je nach Region unterschiedlich behandelt. Man kann die ganzen Samen inklusive Schale konsumieren oder nur den inneren Kern. Man kann sie roh, geröstet, an der Sonne getrocknet, über mehrere Stunden gekocht, fermentiert, ganz oder gemahlen verzehren.
Die Kerne in der Samenschale sind sehr nahrhaft und haben einen leicht Mandel-artigen Geschmack. Sie sind reich an Ölen und Fetten, Vitaminen (A, E), hochwertigen Proteinen, Kalzium, Magnesium, Phosphor, Kalium und weiteren Mineralien, Ballaststoffen, gesättigten (30%) und ungesättigten (70%) Fettsäuren sowie Aminosäuren wie beispielsweise Lysin.
Belässt man etwas von der Fruchtpulpe an den Samen, werden sie von Jung und Alt dank ihres säuerlichen Geschmacks, ähnlich dem von Zitrusfrüchten, wie Drops gelutscht und sind sehr beliebt.
Nach dem Kochen oder Rösten zerdrückte man die Schalen, um an die Kerne zu gelangen. Geröstete Kerne können wie Erdnüsse verspeist werden. Ganze Samen wurden geröstet, gemahlen und mit heißem Wasser aufgebrüht wie Kaffee-Ersatz getrunken. Man verwendete das Pulver aber auch zum Würzen von Suppen oder anderen Speisen.
In der traditionellen Heilkunst beliebt
Auch in der traditionellen Heilkunde wurden die Samen zur Behandlung von verschiedenen Erkrankungen verwendet. Zu einer Paste vermischt nutzte man die gemahlenen Samen bei Zahnfleischproblemen und kranken Zähnen oder trug die Paste wie die Wakamba in Kenia auf schmerzende Gelenke auf. In der östlichen Sambesi-Region in Namibia (früher Caprivi) behandelte sehr dünne und unterernährte Menschen mit kalorienreichen Samenkernen. Die Samen wurden zerstoßen, mit Kräutern vermischt und zu einem Sud gekocht. Der Verzehr sollte eine Gewichtszunahme bewirken.
In Südafrika verwendete man pulverisierte Samen zur Behandlung von Schluckauf bei Kindern. Durchfälle wurden in Zentralafrika mit Extrakten aus den Samen oder auch der Fruchtpulpe behandelt. Samen kamen auch bei Magen- und Nierenbeschwerden zum Einsatz.
Baobab Samen – Gegengift zu Strophanthus
Jäger nutzten Baobab-Samen auch zur Gewinnung des Gegengifts für das zur Jagd auf Wild eingesetzte Gift Strophanthus. Das Gift wurde auf Pfeilspitzen verteilt und wirkte sich auf das Nervensystem des getroffenen Beutetieres aus. Damit das Gift beim Verzehr nicht ähnliche Wirkungen wie beim Tier hervorrief, wurde es mit Hilfe eines Gegengifts aus Baobab-Samen oder Rindenextrakten vom Baobab neutralisiert.
Früher verbrannte man Fruchtschalen, Samen und die roten Fasern aus den Früchten. Der sich entwickelnde Qualm hielt Fliegen fern. Aus den Rückständen wurde Pottasche gewonnen. Verwendung findet diese als Dünger oder als Zusatzstoff für Seife und als Treibmittel beim Backen.
Baobab Öl für die Schönheit
Auf dem internationalen Markt immer beliebter und bekannter wird das aus Baobab-Samen gewonnene Öl. Dafür werden die Samen aus der Baobab Frucht entnommen, gewaschen und getrocknet. In Südafrika presst man das Öl kalt durch eine Ölpresse. Danach wird es gefiltert und in Flaschen abgefüllt. Weitere Verarbeitungsschritte oder Zusatzstoffe sind nicht notwendig – dadurch bleibt das Öl naturrein. Verwendet wird es für die Kosmetik zur Haut- und Haarpflege.
Man kann es direkt auf der Haut anwenden oder Cremes, Masken und Bädern beimengen. Es wirkt befeuchtend für die Haut, zieht schnell ein und schützt vor dem Austrocknen. Dank seiner antikomedogenen Eigenschaften soll es sich positiv auf die Behandlung von Mitessern, Psoriasis und Ekzemen auswirken. Schwangere Frauen verwenden das Öl, um die Haut geschmeidig zu halten und sie vor Dehnungsstreifen zu schützen. Aus dem Öl wird auch Seife hergestellt. In Afrika nutzen die Menschen das Öl auch als Lebensmittel. Für den europäischen Markt gibt es bislang nur die Zulassung für Kosmetika aber nicht für die Verwendung als Lebensmittel.
Nach dem Auspressen des Öls aus den Samen kann man den Ölpresskuchen als Tierfutter für Rinder, Schafe und Ziegen verwenden. Die Pressrückstände haben einen hohen Nährwert – ähnlich dem von Leguminosen.
Auch Baobabs brauchen Pflege
Baobabs wachsen zwar nicht auf Plantagen – dennoch werden aus den Samen in Afrika Setzlinge gezogen und in der Nähe von Häusern und Siedlungen gepflanzt. In den ersten Lebensjahren benötigen die kleinen Baobabs Pflege, denn sie brauchen ausreichend Wasser und müssen vor hungrigen Rindern, Ziegen und Schafen geschützt werden. Erst wenn sie drei Meter und höher wachsen, sind sie vor Befraß sicher. Für die Phase bis zur ersten Ernte müssen die Menschen viel Geduld aufbringen, denn Baobabs tragen ihre ersten Früchte je nach Standort in der Regel mit 10 bis 20 Jahren.
Der Baobab für Zuhause
Baobabs eignen sich auch als Bonsai in Blumentöpfen. Allerdings erfordert die Anzucht aus Samen ebenfalls sehr viel Geduld. Bedingt durch die harte Schale der Samen liegt die Keimfähigkeit bei unter 20% in freier Wildbahn. Wer seinen eigenen Baobab ziehen möchte, kann der Keimfreudigkeit etwas nachhelfen. Die harte Schale ritzt oder sägt man am besten etwas an. Das vorsichtige Aufknacken mit einer Gartenschere erfüllt den Zweck ebenfalls. Man kann der Schale auch mit Einweichen oder gar Kochen (nicht mehr als 5 Minuten) in heißem Wasser „auf die Pelle“ rücken. In der Natur verhilft die harte Schale den Samen zu einer langen Keimfähigkeit. Sie können auch nach jahrelanger Keimruhe in der Erde noch austreiben. Erstaunlich ist, dass ältere Samen tendenziell schneller keimen als jüngere Samen.