Baobab-Produkte „biomega“

Auf der Biofach in Nürnberg treffe ich Martin A. Späth, Firmengründer und Geschäftsführer der Firma biomega aus Österreich. Der Betrieb importiert naturbelassene und naturreine pflanzliche Rohstoffe, unter anderem Fruchtpulver, Blätter, Öl und Fasern von Baobabs aus dem Senegal und Burkina Faso in die Alpenrepublik. Aus mehreren hundert Tonnen Früchten wird vor Ort Fruchtpulver gewonnen, importiert und nach österreichischen Standards bio-zertifiziert. Vermarktet werden die Produkte derzeit noch hauptsächlich in Europa, expandiert werden soll aber auch in die USA und weltweit.

biomega, Biofach

biomega, Biofach

Späth baute mit Sammlern der Baobab-Früchte in Westafrika Produktionsstätten, etablierte Strukturen und engagiert sich für den internationalen Vertrieb. Damit will er den Menschen den Zugang zu Märkten und damit zu Einkommen ermöglichen. Laut Späth ist biomega in den gesamten Produktionsprozess vor Ort eingebunden. Die Rohstoffe vom Baobab werden lokal verarbeitet. Dadurch bleibt ein Teil der Wertschöpfung in den Partnerländern. Auf diese Weise arbeitet Späth nach eigenen Angaben mit über 100 Dörfern zusammen.

Einfuhrregulierung und Standards

Zunächst gestaltete sich der Handel mit den Rohstoffen der Baobabs gar nicht so einfach – Baobab-Pulver beispielsweise war auf dem europäischen Markt weitgehend unbekannt und gar nicht zugelassen. Die Einfuhr musste durch die Europäische Union (EU) genehmigt werden. Ein langwieriger Prozess war notwendig, bis schließlich seit 2009 Handel und Einfuhr in die EU möglich sind. Die Händler wissen inzwischen um den Wert der Produkte, der Endverbrauchermarkt muss noch entwickelt werden – das dauert seine Zeit, sagt Späth.

Biomega folgt selbst auferlegten Produktionsstandards. Das Ziel ist eine möglichst gleichbleibend hohe Qualität bei den Produkten. Um hygienische Vorschriften zur erfüllen, dürfen die Fruchtschalen beim Sammeln weder aufgebrochen noch verschmutzt worden sein. Biomega formuliert den Anspruch, die Qualität im Herstellungsprozess von Anfang an zu überwachen. Die Haftung für die Produkte liegt laut Späth beim Importeur. Sollte in Europa jemand aufgrund schlechter Ware zu Schaden kommen, könnte biomega dafür haftbar gemacht werden.

Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Fairness

„Wir haben nichts zu verschenken – die auch nicht“, so Späth. Er hat sich für den Weg der wirtschaftlichen Zusammenarbeit entschieden und beschreibt die Handelsbeziehungen mit den Partnern so: Um den Marktpreis für die Früchte wird gefeilscht, wie das in Westafrika üblich ist, er wird direkt mit den Sammlern diskutiert und festgelegt. Da es sich bei Baobabs um Wildfrucht-Sammlungen handelt, sind die Sammler in der Regel nicht in Kooperativen organisiert, um gemeinsam ihre Interessen durchzusetzen – wie man dies beispielsweise von der Kaffeeproduktion kennt. Bei diesem Produkt bestimmen Auktionen und die Börse auf dem Weltmarkt die Preise. Bei Baobab-Früchten werden die Preise lokal ausgehandelt. Diese Interaktion zwischen Produzent und Aufkäufer wirke sich positiv auf das Selbstbewusstsein der Sammler aus, erzählt Späth. Sie erfahren seiner Einschätzung nach dadurch eine Form der Wertschätzung. Vom Gelder „verschenken“ und Markt-ferner Entwicklungshilfe hält er nicht viel. Subventionen steht er eher kritisch gegenüber. Sie seien zwar meist gut gemeint, führten aber aus seiner Sicht zu einer Wettbewerbsverzerrung und zu einem Wettbewerbsvorteil für jene, die an die Gelder kommen. Eine Konsequenz daraus hat biomega beobachtet: Das Marktverhalten wird planlos, die Preise willkürlich gemacht, da sie sich nicht frei am Markt bilden. So entsteht kein nachhaltiges Handeln und wer nicht an Subventionen kommt, ist auf Dauer nicht wettbewerbsfähig.

Wir sprechen über Fairness bei der Preisgestaltung, langfristig angelegte Partnerschaften und verantwortungsvolles Handeln. Für biomega ist „fair“ die freie Entscheidung der Verkäufer, an wen sie wann, wo und zu welchem Preis ihre Ware verkaufen. Späth baut auf wirtschaftliche Beziehungen und einen Handel, der auf gleicher Augenhöhe mit den Produzenten und Sammlern stattfindet. Die Menschen vor Ort sind heutzutage nicht darauf angewiesen, an ihn zu verkaufen. Zur Jahrhunderte andauernden Nutzung der Früchte auf lokalen Märkten kommt vermehrt die steigende Nachfrage aus dem Ausland. Abnehmer für die Früchte schießen wie Pilze aus dem Boden und für biomega wächst die Konkurrenz. Deshalb ist es für Späth besonders wichtig, in langfristig angelegte Wirtschaftsbeziehungen zu investieren und sie zu pflegen.

Ein Gewinn für alle Beteiligten

Aber nicht nur die Rahmenbedingungen für Produzenten und Sammler vor Ort sind von Interesse – sondern gerade bei Wildsammlungen auch die ökologische Nachhaltigkeit. Die steigende Nachfrage nach den Früchten erhöht den Druck, immer mehr zu sammeln. Noch ist zu wenig über die Vermehrung der Baobabs bekannt. Im Senegal greift der Staat mit einer Gebühr in das Geschehen ein. Für jede LKW-Fuhre mit Baobab-Früchten, die aus einem Sammelgebiet abtransportiert wird, fließt Geld direkt an den Staat. Dieses Geld soll für den Schutz und die Wiederaufforstung verwendet werden. Inwieweit der Staat dieses Vorhaben tatsächlich umsetzt, kann im Gespräch nicht geklärt werden.

Späth ist mit seinem Ansatz nicht prinzipiell gegen Projekte zur Bildungsförderung oder zur Sicherung der Nachhaltigkeit. In diesem Jahr startet biomega mit der Austrian Development Agency (ADA) eine zweijährige Wirtschaftspartnerschaft. Dieses zusätzliche Engagement fließt in die Planung von Pflanzungs-Projekten und die Durchführung von Schulungen. biomega finanziert die Maßnahmen vor und bekommt 50% der aufgewendeten Kosten für ihren Mehraufwand und Einsatz vor Ort zurück. Dabei handelt es sich nicht um Entwicklungshilfe, wie biomega betont, sondern um ein Investment in eine Win-Win-Situation: etablierte Lieferketten für die Firma, um die steigende Nachfrage der Kunden bedienen zu können und gleichzeitig stabile Einkommensmöglichkeiten für die Landbevölkerung im Senegal.

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