Der Weg ist staubig und die Luft flimmert von der Hitze. Die Temperaturen im Auto gleichen einem Backofen und wir sehnen uns nach Kaltgetränken. Heute waren wir im Feld, um uns mit Baobab Sammlerinnen zu unterhalten und einen Eindruck von der Gegend zu bekommen.
Seit geraumer Zeit rumpeln wir auf der Piste in Richtung Kamutsenzere zurück. Endlich bekomme ich meine Chance für das kurze Interview mit Islam Marimazhira. Er arbeitet für B‘Ayoba als Berater in der Gegend um Mount Darwin und lebt in Kamutsenzere, nicht weit von der Station von World Vision entfernt.
Zunächst will ich wissen, woher er seinen Namen hat. Er erklärt mir, dass seine Familie Muslime sind und aus der Gegend um Masvingo stammen. Später zog die Familie nach Mount Darwin. Sein Vater folgte einer alten Familientradition und nannte seinen Sohn Islam. Er ging in der Gegend zur Schule und schloss seine Ausbildung in Masvingo ab.
Bevor er bei B‘Ayoba anfing, hat er für eine andere Firma in der Gegend gearbeitet und war viel unterwegs. Das ist von Vorteil für seine derzeitige Tätigkeit, denn mittlerweile kennt er die Baobab-Gebiete sehr gut. Er ist ein guter Netzwerker und dank seiner Kontakte hat er uns nach dem Abendessen gestern eine heiß ersehnte Duschmöglichkeit bei einer befreundeten Organisation in der Nähe verschafft.
Baobab Fruchtpulver in Milch schmeckt wie Joghurt
Nun sind wir aber wieder bei meinem Lieblingsthema angelangt: Baobabs. Ich frage Islam, was er über den Baum weiß. Er erzählt mir aus seiner Kindheit „wir haben die Früchte aufgebrochen und das Pulver mit Wasser oder Milch vermischt und Zucker hinzugefügt und es einfach so genossen. Gibt man das Pulver in Milch, dann ist es als ob man Joghurt mit einem anderen Geschmack probiert – aber es schmeckt gut“.
An weitere Nutzungsformen vom Baobab aus seiner Jugend erinnert er sich nicht. „Wir haben [Baobab] gegessen aber uns war die Bedeutung nicht bewusst. Heute weiß ich … von B‘Ayoba, dass die Früchte viele Mineralien haben, die wir brauchen, wie Kalzium. Ich würde gerne mehr davon essen“.
Marimazhira arbeitet nun seit sechs Monaten als ‚Baobab Berater‘ und hat seine erste Erntesaison erfolgreich hinter sich gebracht. Er arbeitet hauptsächlich mit Baobab Sammlerinnen und erklärt ihnen, auf was sie beim Sammeln achten müssen. Die Firma kauft nur Baobab Früchte, die ihre Kriterien erfüllen, denn das meiste ist für den internationalen Export bestimmt.
Das Fruchtpulver, das aus den Früchten extrahiert wird, ist direkt für den menschlichen Verzehr vorgesehen oder wird als Zutat weiterverarbeitet. Deshalb werden hohe Hygienestandards eingehalten und B‘Ayoba ist in dieser Hinsicht sehr strikt.
Kein Einsatz von Chemie
Die Sammlerinnen müssen hohe Auflagen befolgen. Beispielsweise dürfen die Früchte nicht mit Chemikalien in Kontakt kommen. In der Gegend um Mount Darwin leiden die Menschen sehr unter Malaria, deshalb werden Chemikalien zur Malariabekämpfung in die Häuser gesprüht. Aus diesem Grund müssen die Sammlerinnen separate Hütten zur Lagerung der Baobab Früchte bauen, um Verunreinigungen zu verhindern.
Nur reife Früchte mit intakter Schale werden eingekauft. Die Sammlerinnen müssen sicherstellen, dass die Schalen keine Risse haben, denn durch die Risse können Verunreinigungen wie Schmutz oder Insekten in das Fruchtinnere gelangen.
Das Leben kann hart sein
Islam Marimazhira erzählt mir eine Geschichte aus seinem Arbeitsalltag über die Bedeutung des Handels mit Baobab Früchten für die einfache Bevölkerung in der Gegend und das zusätzliche Einkommen, das sie daraus erwirtschaften. „Einmal waren wir [Baobab Früchte] kaufen … Wir hatten unser Tageslimit schon erreicht und konnten keine weiteren Früchte mehr kaufen. Da kam ein Mann mit neun Säcken [Baobab Früchten]. Er war frustriert und fühlte sich entmutigt. Trotzdem erzählte er uns sein Problem. Er brauchte das Geld, um zur Getreidemühle zu gehen – sonst hätte er nichts zu essen. Wir kauften die Früchte. Der Mann war erleichtert und wieder fröhlich. Ich habe zu Fran gesagt, dass das Leben hart sein muss, wenn $9 das ganze Leben eines Menschen ändern können.“
Für ihn und seine Kollegen zeigt diese Geschichte, wie hart das Leben in der Gegend manchmal für die Menschen sein kann.
Natürlich frage ich Islam Marimazhira auch, ob er mir eine Geschichte aus der Gegend erzählen kann, warum der Baobab so aussieht wie er aussieht. Aber er sagt nur “Ich denke nicht, dass Baobab von so großer Bedeutung für die Gemeinden war. Ehrlich gesagt – die Menschen sammeln nur einige wenige Früchte auf aber es stehen viel mehr Baobab Früchte zur Verfügung – man findet den ganzen Boden bedeckt mit Baobab Früchten… Sie heben nur wenige Früchte auf – vielleicht für ein oder zwei Säcke für ihren eigenen Konsum. Aber nun erkennen sie, dass [die Früchte] das Leben verändern können. Heute sieht man Frauen Früchte verkaufen – davon bezahlen sie die Schulgebühren. Die Dinge ändern sich.”
Am Ende bekomme ich zwar nicht die Geschichte, die ich mir erhofft hatte – aber andere Geschichten, die es wert sind, gehört zu werden.