“Wir haben erkannt, dass Baobab Geld bringt. Wir können Einkommen erwirtschaften mit dem Verkauf von Baobab”, sagt Ellen Chikatanda aus dem Dorf Sarangwa, das bei Mount Darwin im Norden von Simbabwe liegt. Ellen arbeitet für die Firma B’Ayoba in deren Fabrik-Zweigstelle im Kamutsenzere Grain Marketing Board bei Mount Darwin.
Mittlerweile haben wir weit über die Hälfte unserer Besuchstour am Vormittag bei den Baobab Sammlerinnen absolviert – die Sonne hingegen hat ihren höchsten Stand noch nicht erreicht. Wir haben die 40° C Marke längst überschritten und es ist inzwischen zu heiß für fast alles. Wir sind zurück am Gebäude des Wirtschaftsverbands, vor dem wir unter freiem Himmel die letzte Nacht verbracht haben – weil es schlicht zu heiß war, um drin zu schlafen. Hier müssen wir noch unsere Habseligkeiten abholen, bevor wir uns auf den Weg nach Harare machen.
Baobab Fabrik bringt noch mehr Einkommen
Obwohl meine Reisebegleiter am liebsten sofort aufbrechen würden, habe ich noch ein Interview mit Ellen Chikatanda vor mir. Sie arbeitet in der von B’Ayoba aufgebauten Baobab-Frucht-Verarbeitungsanlage am Kamutsenzere Zentrum. Fast ausschließlich Frauen arbeiten hier. Das gehört zur B’Ayoba Strategie, die mehr Einkommensmöglichkeiten für Frauen in ländlichen Gebieten schafft.
Außer dem Verkauf der Früchte bringt die Arbeit in der Fabrik weiteres Einkommen. Das macht sie noch attraktiver für die Menschen in der Gegend, bringt Geld nicht nur für einzelne Haushalte sondern auch für die ortsansässigen Geschäfte.
Tropfen auf den heißen Stein?
Auf den ersten Blick erscheinen die Aktivitäten einer einzelnen Firma wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber sobald die Nachfrage nach dem gesunden Baobab Pulver und Öl sowohl lokal als auch international auf den Märkten wächst und die Früchte attraktiver erscheinen, ändert sich auch die Situation für die Sammlerinnen.
Jedenfalls glauben verschiedene Baobab Produzenten aus Simbabwe und das Hilfswerk Austria, eine Entwicklungshilfeorganisation aus Österreich, daran. Sie erwarten, dass langfristig nicht nur einzelne Familien profitieren. Die als “Hungerfood” auf dem Land stigmatisierten Früchte sollen durch bewusstseinsbildende Maßnahmen in der Bevölkerung wieder attraktiver werden und so zur Ernährungssicherung in Dürrezeiten beitragen. Außerdem setzen die beteiligten Organisationen auf die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Baobab Region.
Arbeitskleidung trotz Hitze
Ellen Chikatanda treffe ich im Lager neben der eigentlichen Fabrik. Die Hitze ist im Gemäuer deutlich höher als draußen. Obwohl wir nur von Säcken voller Baobab-Früchte umgeben sind, hämmert ohrenbetäubender Lärm auf uns ein. Zumindest fühlt es sich für mich so an. Später ist das schwer zu rekonstruieren – vielleicht waren meine Sinne zu diesem Zeitpunkt schon durch die Hitze überreizt und alles fühlte sich intensiver an als sonst.
Ellen scheint die Hitze nicht allzu viel auszumachen. Sie trägt ein weißes Haarnetz, einen blauen Schurz, um ihre Kleidung zu schützen und einen Mundschutz für die Lungen. Der ist beim feinen Staub, der in der Luft hängt, auch dringend notwendig. Er entsteht bei der Entnahme des Fruchtpulvers aus den aufgebrochenen Baobab Früchten. Der Wind tut sein Übriges. Die Arbeitskleidung schützt aber nicht nur die Arbeiterinnen. Sie ist hygienischer Schutz des Fruchtpulvers vor Verunreinigung durch Keime oder Schmutz.
Fruchtschalen Recycling auf dem Land
Einen weiteren Vorteil bringt die Verarbeitung der Baobab Früchte in der Nähe der Sammelstellen. Das Fruchtpulver trocknet in den harten Fruchtschalen auf natürliche Weise bereits am Baum. Sind sie reif, fallen sie auf die Erde und werden eingesammelt.
Um an das Pulver zu kommen, müssen die Arbeiterinnen die harten Fruchtschalen aufbrechen. Dabei bleiben Berge der Schalen übrig. Auf dem Land hat man sie früher verbrannt und aus der Asche Seife hergestellt. Diese Tradition hat sich bis heute erhalten, die Schalen werden im Recyclingprozess einer weiteren Verwendung zugeführt. In den Städten sind sie lediglich “Abfallprodukte”.
Die Fabrik in Kamutsenzere produziert Baobab Pulver für den Markt in Simbabwe. Ellen ist glücklich, dass sie hier arbeiten kann. Bevor B’Ayoba die Früchte aufkaufte und die Verarbeitung in der Fabrik begann, nutzten die Menschen in ihrem Dorf das Baobab Fruchtpulver hauptsächlich als Zutat für Porridge. “Die meisten Früchte blieben einfach auf dem Boden und verrotteten dort”, erinnert sie sich.
Mit dem Geld ein Haus gebaut
Die Zusammenarbeit mit B’Ayoba ist jung. Erst in 2014 begann das Sammeln der Früchte in dieser Region. Inzwischen haben die Menschen erkannt, dass der Baobab ihnen Geld bringt. “Wenn Sie zu meinem Hof kämen, könnten sie heute eine große Veränderung feststellen”, sagt Ellen. Sie hat von dem Geld nicht nur ihre Kinder in die Schule geschickt, sondern auch in ein Haus investiert. Stolz erzählt sie von den zwei Räumen, der Veranda und dem Dach aus Asbestplatten.
Ich bin nicht sicher, was ich von letzterem halten soll, da Asbest für seine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit bekannt ist – besonders für die Lungen. Ich habe keine Zeit mehr, das ins Gespräch einzubringen, denn mir wird schwarz vor Augen und ich werde fast ohnmächtig. Die Hitze setzt mir inzwischen ordentlich zu und ich möchte nur noch raus aus dem Gebäude und in den Schatten.
Ich hätte das Gespräch gerne fortgesetzt, sehe aber ein, dass es besser ist, mit den anderen nach Harare zurück zu fahren – mit vielen Geschichten über Baobab und seine Vorzüge im Gepäck.