Jetzt ist es so weit: mit Dr. Sarah Venter und Blessing Mamubeda sind wir in einigen Dörfern im Gebiet der Venda unterwegs. Wir besuchen Baobab Guardians – „Hüterinnen“, also Frauen, die am Baobab Guardians Programm der EcoProducts Foundation teilnehmen. Die Guardians ziehen Baobab-Setzlinge aus Samen und pflanzen sie in ihren Gehöften. Für etwa drei Jahre kümmern sie sich um eine kleine Baobab-Pflanze.
Einige der Frauen haben bereits im Vorjahr Baobabs gepflanzt, andere sind ganz neu dabei. Blessing Mamubeda ist die Leiterin des Kindergartens im Dorf Zwigodini. Sie hilft uns, die einzelnen Gehöfte zu finden. Sarah Venter spricht zwar die lokale Sprache TshiVenda, doch es ist immer hilfreich, wenn jemand aus dem Dorf mit unterwegs ist.
Harte Lebensbedingungen in Venda
Um die Mittagszeit brennt die Sonne schon heiß vom Himmel. Die Regenzeit ist längst überfällig. Letzte Nacht gab es zwar heftige Gewitter. Doch die Wassermenge, die vom Himmel kam, reicht nicht aus, um die leeren Speicher zu füllen. Längst ist der Regen im sandigen Untergrund versickert – das Gebiet der Venda ächzt unter Wassermangel.
Es ist schwül. Wir wühlen uns über die sandige Piste bis zum ersten Hof. Asphalt sucht man abseits der einzigen “richtigen” Straße, die es in der Gegend gibt, vergeblich. Zum Glück für mich führt sie direkt zum Sagole Big Tree.
Die Familien leben hier auf kleinen, eingezäunten Höfen. Die meisten halten Vieh und haben kleine Gemüsegärten angelegt. Die Häuser sind einfach, meist aus Ziegeln hergestellt.
Fließend Wasser gibt es nicht. Es muss von einer Wasserstelle am Ort herbeigeschafft werden. Einkaufen ist fast nicht möglich – wer in dieser Gegend ein Auto besitzt, transportiert Güter aus den Städten in die Region.
Es verwundert nicht, dass auch Arbeitsmöglichkeiten für die Menschen spärlich gesät sind. Deshalb ist man hier froh über die Baobab-Aktivitäten Sarah Venter, die dringend benötigtes Einkommen für die Frauen in die Gegend bringt.
“Wir” pflanzen einen Baobab
Wir landen vor dem Gehöft von Martha Kwerana und werden schon erwartet. Stolz zeigt sie uns ihre kleine Baobab Kollektion. Venter sucht die stärkste und höchste Pflanze aus. Die Baobab Hüterin schnappt sich den Baobab und gemeinsam gehen wir zu der Stelle, die sie für die Pflanzung vorgesehen hat.
Die Guardians wählen die Standorte für ihre Baobabs so, dass sie sich leicht um die Bäume kümmern können. Schließlich müssen sie über mindestens drei Jahre regelmäßig das Wasser extra für die Setzlinge heranschaffen.
Die Baobabs dürfen nicht zu dicht an die Häuser gebaut werden, denn sie sollen wachsen. In den ersten Lebensjahren haben sie noch Pfahlwurzeln, dann verändert sich das Wurzelwerk und sie bekommen flachere Wurzeln. Große Exemplare entwickeln ein sehr ausgeprägtes und weit verzweigtes Wurzelwerk, das leicht die Häuser beschädigen könnte.
Per GPS erfasst
Hacke, Schaufel und Spaten liegen schon bereit. Die Sonne brennt auf den Kopf – erste Anzeichen von Sonnenbrand zeigen sich. Beherzt greift die Hüterin zur Spitzhacke und bearbeitet mit ihren kräftigen Armen den Boden. Das Loch ist schnell ausgehoben. Der Baobab wartet in seinem Plastiksack, der ihm über Monate als Kinderstube diente.
Martha schnappt sich den Baum, schneidet ihn aus der Folie und hebt ihn schwungvoll in das Loch. Dabei ist sie nicht zimperlich. Schnell füllt sie das Loch auf und drückt die Erde um den Stamm fest. Geschafft.
Nun kommt Teil zwei der Aktivität: Venter misst die Höhe des Baobabs, ermittelt den genauen Standort des Baobabs per GPS und schreibt die Werte in eine Tabelle hinter den Namen der Frau. Letztere erhält ihre Aufwandsentschädigung in südafrikanischen Rand. Nach etwa einem Jahr kommt Venter wieder, um den Baum erneut zu vermessen. Für jeden neuen Zentimeter bekommt die Hüterin eine weitere Aufwandsentschädigung.
Baobabs legen besonders gut an Höhe zu, wenn man sie regelmäßig gießt. Das Höhenwachstum ist in den ersten drei bis fünf Jahren sehr wichtig. In freier Natur sind die kleinen Baobabs Feinschmeckern wie Antilopen, Ziegen und Rindern ausgesetzt, die sich gerne von Blättern und jungen Baobab-Trieben ernähren.
Einige Baobabs sind nicht gewachsen
Inzwischen sind wir auf dem Hof von Blessing Mamubeda angekommen. Was bei den Baobabs hier schief gegangen ist, bleibt unklar. Sie hat sich gut um die kleinen Bäume gekümmert. Trotzdem sind sie seit der letzten Vermessung keinen Zentimeter gewachsen.
Venter macht ihr Mut. Die Regenzeit hat gerade erst begonnen und der Regenmangel ist deutlich spürbar. Trotzdem treiben die Baobabs jetzt ihre Blätter aus und wachsen. Vielleicht sind wir bei Blessing dieses Mal einfach zu früh dran mit dem Messen.
Das Leben hier hat seine eigene Geschwindigkeit
Zu Fuß machen wir uns auf den Weg zum nächsten Gehöft – gefolgt von einer lachenden und kreischenden Kinderschar. Neugierig versuchen sie zu ergründen, was die “Weißnasen” mit den kleinen Bäumchen vorhaben.
Ob sie verstehen, was wir tun? Für sie sind wir Gesprächsstoff und Unterhaltung. Sie folgen uns auf Schritt und Tritt – das Grüppchen wird größer, das Gelächter immer lauter.
Im Sand dösen ein paar Ferkel, Hühner suchen gackernd nach Fressbarem, ihre piepsenden Küken im Schlepp. Wir kommen an Hausgärten vorbei, sehen Zicklein, die bei der Hitze hechelnd im Schatten liegen und ein dickes Hausschwein, das neugierig aus seiner Stallung linst.
Julia Mambeda erwartet uns schon. Auch sie hat eine kleine Baobab-Kollektion zur Auswahl. Die Prozedur wiederholt sich: Venter sucht das stärkste Bäumchen aus, die Hüterin hebt das Loch aus und pflanzt den Baum. Die Ökologin vermisst den kleinen Baum, trägt die Ergebnisse in ihre Tabelle ein. Mambeda erhält ihren Obolus.
„Baobab Mission erfüllt“
Am Ende des Tages haben wir zahlreiche Bäumchen vermessen und mindestens 10 neue gepflanzt – die Hitze hat mir zugesetzt aber “Feierabend” ist noch lange nicht.
Auf zum nächsten Programmpunkt – ein besonderer Event. Dank ihrer Aktivitäten konnte Venter für den neuen Kindergarten Spenden von ihren EcoProducts Kunden einsammeln. Für den Alten war der Pachtvertrag aufgekündigt worden, ein neuer Kindergarten wird gebaut.
Die Materialien kaufte Venter unterwegs ein – in Venda sind auch Baumaterialien Mangelware. Das übrige Geld wird in einer kleinen Zeremonie an das Komitee übergeben, das sich um den Aufbau des neuen Kindergartens kümmert. Sie sind begierig darauf, sofort mit den Baumaßnahmen zu beginnen.
Für den Abend hat sich Venter eine ganz besondere Überraschung für uns ausgedacht: wir fahren zu einer entlegenen Ansammlung von Baobabs. Dort sehen wir dabei zu, wie sich die wunderschönen Blüten der Baobabs öffnen. Dazu mehr in der nächsten Geschichte.