Intensiv sticht die Novembersonne vom Himmel. Die Temperaturen liegen am Tag bei über 40° C im Schatten, selbst nachts kühlt es nicht mehr richtig ab. Alles wartet auf den lang ersehnten Regen, der in diesem Jahr einfach nicht kommen will. Wir sind mit einem offenen Geländefahrzeug unterwegs auf Pirschfahrt im Moremi Game Reserve in Botswana.
Gigantischer Baobab in Sicht
Erwartungsfroh nähern wir uns einem der Giganten der Savanne – hier trifft dieser Begriff auch wirklich zu. Imposant reckt er seine begrünten Äste gen Himmel und stellt damit alle anderen Gewächse um ihn – im wahrsten Sinne des Wortes – in den Schatten: ein alter Affenbrotbaum im vollen Blättergewand. Er hat die Hoffnung auf Regen noch nicht aufgegeben. Munter reibt er seine Blätter aus, bevor die Wolken ihre Schleusen öffnen. So ist er bestens gewappnet und vergeudet keinen Tropfen kostbares Nass. Die Blätter helfen ihm, so viel Wasser wie möglich in der kurzen Regenphase aufzunehmen.
Maschendrahtzaun hilft Affenbrotbäumen
Doch etwas ist anders: Der dicke Stamm des Affenbrotbaums ist mit einem breiten Streifen Maschendrahtzaun umwickelt. Was das wohl zu bedeuten hat? Die Erklärung lässt nicht lange auf sich warten. Ich erfahre von unserem Safari Guide Steve, dass der Zaun dem Schutz des Affenbrotbaums dient. Hinlänglich bekannt ist, dass Elefanten Baobabs zum Fressen gernhaben – warum sollte es bei diesem Exemplar anders sein? Bei genauerer Betrachtung sind unter dem Zaun auch die Spuren von früheren Elefantenattacken zu sehen. Die Rinde des alten Baums ist überzogen mit dicken Narben – Zeugen der pachydermen Fressspuren.
Guide berichtet vom erfolgreichen Schutz: Maschendrahtzaun
Steve arbeitet seit vielen Jahren im Tubu Tree Camp, einer Lodge im Reservat. Er erzählt, dass seit dem Anbringen des Maschendrahtzauns keine Übergriffe von Elefanten auf den Baum mehr stattgefunden haben. Das für sie unbekannte “Gewebe” scheint sie abzuschrecken. Diese Methode funktioniert – jedenfalls hier im arg abgegrasten und trockenen Reservat. Allerdings sehe ich bei meiner Mehrfachumrundung auch, dass sich in einer der großen Spalten am Baum ein Wildbienenvolk häuslich eingerichtet hat. Elefanten mögen das Geräusch summender Bienen nicht. Möglicherweise ist für ihre Abschreckung auch eine Kombination aus fremdem Zaun und dem Summen der Bienen verantwortlich…
Schutz der Bäume ist gar nicht so leicht, denn Elefanten sind schlau!
Andernorts macht man sich größere Sorgen um den Bestand der Affenbrotbäume – so zum Beispiel im Gonarezhou Nationalpark in Simbabwe. Dort setzten die Dickhäuter aufgrund der Nahrungsknappheit und weniger räumlicher Ausweichmöglichkeiten den Bäumen schwer zu. Die Parkverwaltung hat versucht, die Baobabs mit Mauern und spitzen Steinen vor Elefanten-Übergriffen zu schützen – mit geringem Erfolg.
Warum kommt es überhaupt zu Übergriffen auf die Baobabs?
Nun, der Lebensraum für Affenbrotbäume und Elefanten schrumpft. Wachsende Bevölkerungszahlen schüren den Hunger nach Land und drängen naturbelassene Gebiete zurück. Affenbrotbäume auf landwirtschaftlichen Nutzflächen fallen häufig der Rodung zum Opfer. In Nationalparks oder anderen Schutzzonen zählen sie zur Leibspeise von Elefanten. Letztere müssen sich mehr und mehr auf eng gesteckten Parkgrenzen mit reduzierten Lebensräumen arrangieren. Sie können nicht mehr einfach auf andere Weidegründe ausweichen. Das führt zur Überweidung. Insbesondere während trockener Jahre leiden die Affenbrotbäume. Meist haben sie noch Wasser im Stamm und ihren Ästen eingelagert. Das wiederum nutzen die Elefanten gerne – vor allem, wenn natürliche Wasserquellen mehr und mehr versiegen. Auch der Klimawandel trägt zur Bedrängnis natürlicher Lebensräume bei. Vor allem, wenn sich Regenzeiten verschieben oder der Regen gar ganz ausbleibt.
Riesenprojekt KAZA TFCA: für die Zukunft
Aber es gibt Grund zur Hoffnung, die durch eine gigantische Initiative in der Region des südlichen Afrikas entstanden ist. Das Moremi-Wildreservat ist das älteste seiner Art in Botswana. Es erstreckt sich über eine Fläche von 4.871 km². Das klingt nach viel Platz – aber für Herden großer Säugetiere wie Elefanten ist es das nicht. Heute jedoch sind die Tiere nicht mehr an das Wildreservat gebunden. Sie profitieren von einem viel größeren Schutzgebiet, das 2011 geschaffen wurde: die Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area (KAZA TFCA).
Naturschutz auf 500.000 km²
Dieses transnationale Schutzgebiet erstreckt sich über 500.000 km² und fünf Landesgrenzen. In diesem Großprojekt einigten sich die Regierungen von Angola, Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe auf eine gemeinsame Strategie zum Schutz ihrer natürlichen Ressourcen. Das Moremi-Wildreservat liegt nicht nur im Herzen des weltberühmten Okavango-Deltas, sondern auch mitten in diesem außergewöhnlichen Naturschutzprojekt mit seinen vielfältigen Schutzkonzepten und angepassten Nutzungszonen. Dort haben Elefanten wieder die Möglichkeit, entlang ihrer alten, angestammten Wanderrouten in neue Weidegründe abzuwandern. Das bringt Entlastung für die Tiere und für die Flora, von der sie leben.