Auf dem Heldenmarkt in Berlin treffe ich im November 2016 auf eine ganz besondere Baobab-Kombination: den Info-Stand vom Baobab Family e.V., einem Verein, der sich nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit auf die Fahnen geschrieben hat. Zwei sympathische junge Damen haben mich als Informationssuchende ausgemacht – dabei weiß ich von der Arbeit des Vereins schon eine ganze Weile. Ich habe sie auf einer meiner “Baobab-Missionen” kennen gelernt.
Ein Teil des Namens ist Programm, denn der Verein gibt Waisen und Straßenkindern in Kenia ein Zuhause und kümmert sich um sie. Hinter dem Namensteil “Baobab” jedoch verbirgt sich eine außergewöhnliche Geschichte.
Begründer des Vereins ist Andreas Triebel, der mit seiner Familie bei München wohnt. Das war nicht immer so. 1994 packte den ehemaligen Landschaftsgärtner die Abenteuerlust – er reiste zum ersten Mal in seinem Leben nach Kenia und erfüllte sich damit einen lang gehegten Wunsch.
Zum Bleiben musste man ihn nicht zwingen – Land und Leute gefielen ihm ausgesprochen gut. Schnell hatte er sich auch in die imposanten Bäume verguckt, seine Beziehung zu den Bäumen beschreibt er knapp: “Baobab – mein großer Bruder”. Aus ein paar Wochen in Kenia wurden zwei Jahre. In dieser Zeit lernte er nicht nur die Sonnenseite kennen.
In ihm reifte der Wunsch, die Lebenssituation der Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung zu verbessern. Vor allem den Kindern, die ihn liebevoll “Papa Baobab” nannten, wollte er helfen. Zusammen mit seiner Frau Halima kaufte er ein Stück Land und “Baobab” wurde Namensbestandteil des frisch gegründeten “Baobab Family e.V.”
Der gemeinnützige Verein orientiert sich am Prinzip der “Hilfe zur Selbsthilfe”. An zwei Standorten ist der Verein tätig. In Mikindani entstand ein neues Zuhause für 40 Jungen. Ein Kinderdorf für Mädchen befindet sich in fortgeschrittener Bauphase in Marinde/Homa Bay.
Mithilfe seines Vereins sorgt Triebel für die Schulbildung der Kinder und will ihnen so eine gute Grundlage für ihr späteres Leben schaffen. Größeren Kindern und Jugendlichen hilft der Verein, eine berufliche Perspektive für ihre Zukunft zu entwickeln.
Damit seine Vision umsetzbar bleibt, gibt es neben dem Verein mit Sitz in München eine in Kenia arbeitende Nichtregierungsorganisation (NRO). Die Gelder, die von beiden Organisationen erwirtschaftet werden, kommen, so Triebel, der Arbeit mit den Kindern zugute. In Deutschland hilft zur Verringerung der Kosten das ehrenamtliche Engagement Freiwilliger.
Baobab Limonade – ein Highlight
Aber nicht nur die soziale Komponente der “Baobab Family” ist für Triebel eine Berufung. Nach seiner Zeit in Kenia plante er den Aufbau einer Recycling Firma in Deutschland. Diesen Plan gab er auf zugunsten einer völlig neuen Idee. 2009 stieß er auf die Information, dass das aus den Früchten der Baobabs gewonnene Fruchtpulver als Nahrungsmittel die Zulassung für die Einfuhr in die Europäische Union bekommen hatte.
Für den Baobab-Fan Triebel war klar, dass das kein Zufall sein konnte. Er gründete eine gemeinnützige GmbH mit dem klangvollen Namen “Baobab Social Business”. Ziel der Firma ist einerseits der Handel mit fairen und innovativen Baobab Produkten, andererseits Bewusstseinsbildung über die Bäume und den Fairen Handel in Deutschland.
Viel Zeit und Energie hat er zusammen mit seiner Frau in den Aufbau der Firma und die Entwicklung seiner Produkte gesteckt. Die Marke heißt “Baola” und klingt ein bisschen wie “Laola”. Auch dazu hat Triebel eine kleine Geschichte parat: die Idee kam ihm eines Nachts im Traum während der Fußballweltmeisterschaft in 2010.
Inzwischen ist eine beeindruckende Produktpalette entstanden: vom Fruchtpulver der Bäume gibt es Limonade, Konfekt, Brotaufstriche, Schokolade, Pulver, Samen, Seifen, Öle und mehr. Das Highlight der Kollektion ist die Limonade. Dabei handelt es sich nicht nur um “irgendein Erfrischungsgetränk”, sondern um den “Champagner unter den Limonaden”, sagt der Erfinder selbst und hat dabei auch Recht, denn die Limonaden schmecken ausgezeichnet.