Emmanuel Masemore erzählt von der Veränderung im Dorf durch den Verkauf von Baobab Früchten und von einer aussergewöhnlichen Spezialität, die auch an den Bäumen wächst – allerdings erst, wenn diese tot sind…
Nach unserem Gespräch mit Chief Chiswiti rumpeln wir mit unserem Wagen weiter über die trockene Erdstraße, auf der Suche nach neuen Gesprächspartnern und außergewöhnlichen Baobabs. Die Fahrt zu den entlegenen Dörfern der Frucht-Sammlerinnen in der Gegend um Mount Darwin ist anstrengend. Wir ächzen jetzt schon unter der Hitze des Tages – dabei ist es erst 8 Uhr.
Inzwischen sind wir im Tsenga Village und zu meiner Linken taucht ein besonders schöner Baobab auf – er ist groß, innen hohl und hat ein riesiges Loch, durch das man auf seiner Rückseite sogar den Himmel sehen kann. Natürlich halten wir an und ich bestaune das Prachtstück.
Wie immer, wenn wir uns als Grüppchen um einen der Giganten bewegen, erregen wir Aufsehen. Menschen aus dem Dorf versammeln sich um uns. Dieses Mal erzählt uns Emmanuel Masemore seine Baobab Geschichte.
Zunächst bestätigt er, was auch Chief Chiswiti uns bereits erzählt hatte. Man sah den Baobab als “irgendeinen Baum”, dessen Früchte und andere Naturprodukte man nutzte, betrachtete ihn aber nicht als Ressource, die sich vermarkten lässt und damit dringend benötigtes Einkommen in die Gegend bringen könnte.
Das hat sich grundlegend geändert. Seit die Firma B’Ayoba die Früchte aufkauft und im Gegenzug Geld in die Gegend fließt, sehen die Menschen die Bäume mit anderen Augen, wie Emmanuel anschaulich und pragmatisch beschreibt: “jedes Mal wenn ich Blüten an einem Baobab sehe, sehe ich auch Geld”. Dieser Wandel hätte ihr Leben positiv verändert, meint Emmanuel.
Auch für den Baobab ändern sich die Umstände. Seit er – anders als die ressourcenintensive und Land-verschlingende Baumwolle – mit überschaubarem Arbeitsaufwand für die Menschen zuverlässig Geld in die Gegend bringt, steigt die Achtung vor ihm. Die Menschen sind eher bereit, ihn vor Schäden und Abholzung zu schützen.
Mit dem Geld aus dem Verkauf der Früchte können die Kleinbauern leichter die Schulgebühren für ihre Kinder bezahlen und Schulbücher kaufen. Diesen Satz höre ich auf meiner Reise in Simbabwe und Südafrika noch öfter.
Emmanuel hat eine weitere Geschichte auf Lager, die ich davor so noch nicht gehört hatte. Er erzählt uns, dass man nicht nur seine Früchte, Blätter und Samen verwenden kann. Selbst wenn ein großer Ast oder gar der ganze Baum abstirbt, ist er noch von Nutzen für die Menschen.
Findet er einen großen Ast von einem Baobab, nimmt er ihn mit auf sein Feld und lässt ihn dort einfach liegen. Mit der Zeit verrottet der Ast. Besonders schnell geht das, wenn es regnet. Dann entstehen auf den zerfallenden Fasern wunderschöne Pilze, die man sogar essen kann. Auf Shona heißt der Pilz “Hohwa”, was wörtlich übersetzt so viel bedeutet wie “Pilz vom Baobab”.