Baobab, Kupfer und Sklaven in Simbabwe

Ray Flight mit Baobab Setzlingen, Harare

Ray Flight mit Baobab Setzlingen, Harare

Ende November rumpeln wir nach einem Besuch bei Baobab Sammlerinnen auf einer schwierigen Piste zurück in Richtung Harare. Es ist heiß – das Thermometer klettert auf über 40 ° Celsius, die Luft drückt. Die Regenzeit hat begonnen – leider ist vom Regen bislang in der Region um Mount Darwin noch nicht viel zu spüren.

Zerstörte Brücke, Mount Darwin Area, Simbabwe

Zerstörte Brücke, Mount Darwin Area, Simbabwe

Ray Flight arbeitet als Fabrikleiter für die Firma B’ayoba, die in Harare Baobab Fruchtpulver aus den Früchten extrahiert. Er hat uns zu den Sammlerinnen begleitet und navigiert uns gerade durch schwierige Passagen auf der Straße. Die Fahrt ist lang und so frage ich ihn, ob er eine Baobab-Geschichte mit mir teilen möchte.

Vor 21 Jahren hat er einen riesigen Baobab in der Region Chiredzi in Simbabwe gesehen. Im Alter höhlen Baobabs meist von alleine innen aus. Bei diesem Exemplar hatte ein Mann nachgeholfen und die Höhle manuell vergrößert. Für ihn war es nicht nur ein Unterstand – er hatte sich eine ganze Wohnung eingerichtet und lebte im Baobab.

Skurriler Baobab, Mount Darwin Area, Zimbabwe

Skurriler Baobab, Mount Darwin Area, Zimbabwe

Ich hatte schon öfter gehört, dass es in Simbabwe Menschen gibt, die in ausgehöhlten Baobabs leben oder gelebt haben – getroffen hatte ich bislang noch niemanden, der das selbst gesehen hatte.

Die Baobab-Linie bei Karoi

Ray hat aber noch mehr Geschichten auf Lager. In der Gegend um Karoi in der Provinz Mashonaland West gibt es Baobabs, die in einer ungewöhnlichen Linie wachsen. Über die Bäume erzählt man sich eine traurige Geschichte. Sie sollen aus einer Zeit stammen, in der die bei den Baobabs verlaufende Route entweder für den Handel mit Sklaven oder den Transport von Kupfer genutzt wurde.

Das Kupfer stammt aus den Minen des Kupfergürtels in Sambia. Der Transport war anstrengend und vermutlich hat man den Sklaven damals Baobab Früchte zu essen gegeben. Sie brauchten genug Energie, um das Kupfer zu schleppen. Vermutlich ließen die Sklaven unterwegs die Samen fallen. Diese trieben aus und wuchsen entlang einer deutlich sichtbaren Linie.

Kupferkreuze und Baobabs

An derselben Route fand man auch Kupferkreuze. Möglicherweise liegen dort verstorbene Sklaven begraben, die von den anderen nicht weitergetragen werden konnten. Eine andere Variante erklärt, dass einige Sklaven ihrem Schicksal entkamen und die Kreuze entlang der Strecke einfach vergruben.

Baobabs und Kupferkreuze jedenfalls schienen alle mit dem Kupferhandel in Verbindung zu stehen. Die Geschichte der außergewöhnlichen Baobab-Linie ist noch nicht erforscht.

Ray Flight, Harare

Ray Flight, Harare

Bonsai-Baobabs in Harare

Im Verlauf des Gesprächs stellt sich heraus, dass nicht nur ich ein Baobab-Fan bin, der zu Hause Baobabs pflegt. Ray hat Baobabs in seinem Garten, was für Harare eher ungewöhnlich ist. Die Stadt liegt auf 1.490 Metern über dem Meer. Der Simbabwische Winter bringt hin und wieder Fröste mit sich. Baobabs mögen es gar nicht, wenn es friert.

Ray liefert die Erklärung – seine Frau hat 1991 einen Baobab im Garten gepflanzt. Den Standort hat sie so geschickt gewählt, dass er nicht vom Frost betroffen ist. Der Rest des Gartens liegt im Frostbereich. Bislang blieb der Baobab von Frösten verschont.

Vom Wasser, mit dem der Garten gewässert wurde, hat der Baum auch profitiert. Er hat sich gut entwickelt. Einzig Blüten habt er bislang noch keine getragen und somit auch keine Früchte.

Der Garten-Baobab ist aber noch nicht alles: Ray pflegt fünf kleine Bonsai Baobabs auf seiner Terrasse. Anders als meine Baobabs auf dem Balkon, stehen sie das ganze Jahr draußen in der Sonne. Ich hole meine Baobabs bei Temperaturen unter 15° Celsius wieder auf die Fensterbank in der Wohnung.

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