Die Sonne brennt vom Himmel, die Luft ist schwer vom Geruch wilden Salbeis und der Wind rauscht sanft durch das gelbe trockene Gras auf Mmamagwa: einer beeindruckenden und besondere Felsformation in Mashatu im Tuli-Block im Südosten von Botswana – in der Nähe der südafrikanischen Grenze. Die Gegend ist als Land der Riesen bekannt: Elefanten in Hülle und Fülle, Nyala-Beeren, bekannt als Mashatu-Bäume und Baobabs, in einer atemberaubenden weiten Landschaft. Letztere mögen es heiß, trocken und gedeihen gut auf mageren Böden. Die Gegend scheint genau richtig für die Ikonen der Savanne.
Kein Wunder, dass wir diesen besonderen Ort mit einem ungewöhnlichen Exemplar teilen, der als Rhodes Baobab bekannt ist. Der einsame Baum erhebt sich wie ein Wächter weithin sichtbar an der exponiertesten Stelle über atemberaubende Landschaft. Ein mutiger Baum, der es hunderte von Jahren geschafft hat, hier zu überleben.
Glaubt man der Erzählung, so hat Cecil John Rhodes seine Initialen auf dem Baum hinterlassen, als er das Gelände aufsuchte. Damals plante er die Umsetzung seines ehrgeizigen Eisenbahnprojekts vom Kap nach Kairo. Topografie und Klima der Gegend erwiesen sich als ungeeignet, die Eisenbahn verwirklichte er an anderer Stelle. Seine Initialen blieben in der Rinde am Baum zurück. Der Blick von hier oben in die Landschaft ist nach wie vor atemberaubend.
Die Felsformation mit dem bemerkenswerten Baobab ist nicht nur beeindruckend, sondern auch kulturell und archäologisch wichtig für die Region. Vor Tausenden von Jahren nutzten Jäger und Sammler die Felsformation, um Beute oder potentielle Feinde zu entdecken. Anzeichen früherer menschlicher Besiedlung wie Artefakte – zum Beispiel Getreidemahlsteine, Pfeilspitzen oder in Stein gemeißelte Spiele – sind noch immer zu finden. Die Gegend wirkt zeitlos – als hätten die ehemaligen Bewohner sie erst kürzlich verlassen. Die Felsformation gehört zum größeren geografischen Einzugsgebiet von Mapungubwe, einer archäologisch wichtigen Region für Südafrika. Hier entstand das erste Königreich der Region um etwa 1220.
Rhodes Baobab ist mit Abstand der spektakulärste der Gegend, aber nicht der einzige sehenswerte Riese. Nicht weit davon leben seine Kollegen und bilden die sogenannte “Allee der Affenbrotbäume”. Sie wachsen auf einem Bergrücken in einer Linie und sehen aus, als wären sie dort von Riesen eingepflanzt. Wahrscheinlich wuchsen die Bäume dort, weil der steinige Kamm den einst kleinen Setzlingen einen gewissen Schutz vor Verbiss durch Tiere bot. Die Atmosphäre rund um die Baobabs auf Mmamagwa und die Baobab Allee ist einzigartig. Etwas weiter weg von Mmamagwa, aber immer noch im selben Ökosystem, wächst ein weiteres außergewöhnliches Exemplar – ein weiterer Wächter, der die Pforte zum „Stillen Tal“ schützt. Den Sonnenuntergang hinter dem Baobab zu erleben, ist ein weiteres besonderes Vergnügen und erschafft unvergessliche Momente der Ruhe.
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